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Die Liebe der Banken zu technisch perfekter Musik

Vordergründig könnte man denken, Banken und Musik haben überhaupt nichts gemein. Musik gilt als eine brotlose Kunst und große Banken sind selten Orte der künstlerischen Kreativität. Umso erstaunlicher ist, wie oft Musiker auf Werbeplakaten von Banken erscheinen.

Wie zu erkennen ist, scheint sich aber nur ein bestimmtes Musikgenre für die Werbung junger Menschen in Deutschland zu eignen: die technisch erstellte, reproduzierbare, medial vermittelte und vermarktete populäre Musik. Ist unsere Musikkultur mittlerweile so heruntergekommen, dass sie sich auf Technik, Digitalisierung und Produktwert reduzieren lässt? Und dass das sogar noch positiv wahrgenommen wird?

Ach nein, es gibt natürlich auch noch die emotionale Seite der Bankgeschäfte, das kulturelle Sponsoring. Angeblich neben dem Fußball das am meisten geliebte Förderobjekt von Banken. Nutznießer davon ist aber selbstverständlich nur die technisch perfekte, leistungsorientierte Hochkultur.

Dabei spielen Banken durchaus eine zentrale Rolle in internationalen Entwicklungen. Es war die Weltbank, die mit ihren Strukturanpassungsprogrammen in den Ländern des Globalen Südens einen mörderischen liberalen Kapitalismus freigesetzt hat. Organisationen wie Western Union dagegen ermöglichen erst die Direktüberweisungen von Afrikaner*innen in der Diaspora zu ihren Verwandten in Afrika, die mittlerweile den dreifachen Umfang der internationalen Entwicklungshilfe ausmachen. Und alle erfolgreichen Weltmusiker wählen sich seit langem schon einen Wohnsitz in einem europäischen Land oder Amerika, weil sich von dort ihr ökonomischer Erfolg besser koordinieren lässt.

Lokale Musiktraditionen überall auf der Welt, die noch aus Freude und Gemeinschaftssinn ganz ohne Gedanken ans Geldverdienen stattfinden, brechen nun gegen die Übermacht der medialen Verbreitung und Vermarktung von Musik vielfach zusammen. Aber das eignet sich aber natürlich nicht zu Werbezwecken für Bankgeschäfte. Dabei müsste genau da investiert werden und nicht in den Bereichen der Musikkultur, wo ohnehin schon genug Geld vorhanden ist.

Musikalische Unternehmensberatung?

Die Boston Consulting Group ist kein Klavierbauer, wie man nach diesem Bild hier denken könnte, sondern eine internationale Unternehmungsberatung. Mit Musik soll hier vielmehr die Werbetrommel für neues Fachpersonal gerührt werden. Der Flügel wurde ausgewählt, um auch wirklich intellektuelles Publikum anzusprechen. Dazu noch einen Denkerkopf, ein ausgestopftes Tier und Philosophie im Reclamheftchen-Format.

Da hat sich schon eine absichtlich diverse Gruppe um den Flügel eingefunden, acht Leute, jeweils vier und vier ausgegendert, alle Altersgruppen, Haarfarben und unterschiedliche Hautfarben vorhanden. Und alle wollen „auf globaler Ebene etwas bewegen“, ist das nicht herrlich?

Naja, wenn man genau hinschaut bemerkt man, dass der weiße alte Mann mit Halbglatze deutlich das Ganze an den Tasten anführt. Ihm gegenüber an der Position, an der bei Chansonaufführungen die Sängerin auf den Flügel sitzen würde, liegt der andere weiße Mann mit Brille auf dem Kasten und betrachtet analytisch das Geschehen. Die Frauen dagegen dürfen alle nur zugucken und lächeln. Der Mann mit den schwarzen Locken dreht sich sogar halb aus dem Geschehen weg und nimmt mit keinem Augenkontakt auf. Nur der Mann mit dem verrückt bunten Hemd, dessen Kopf beinahe auf dem Flügeldeckel klebt, gibt eine Gesangsdarbietung. Die ist aber aufgrund seiner etwas eigenartigen Mundstellung eher ironisch zu verstehen. Soll das etwas mit seiner Herkunft zu tun haben? Das verspricht ja ein ganz attraktives Unternehmen mit wenig Hierarchie zu sein! Erwarte das Unerwartete!

Ich könnte noch darauf hinweisen, dass der Flügel sicher nicht ohne Grund weiß ist. Oder dass früher die Klaviertasten aus Elfenbein hergestellt wurden. Ist das etwa Zufall?