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Freude schöner Fair-Trade Handel!

Fair Trade ist ja eine schöne Sache. Da erhalten die Produzenten von bestimmten Produkten, die im Globalen Süden leben, einen gerechten Preis für ihre Arbeit von Käufern aus westlichen Industriestaaten. Da fühlen wir uns als Käufer gut, weil wir uns endlich ehrlich eingestehen, dass die meisten Produkte in unseren Kaufhäusern unter ausbeuterischen Umständen entstehen. Zugleich sind wir trotz billiger Vergleichsangebote bereit, mehr Geld auszugeben, womit wir unser eigenes Wirtschaftsmodell ein wenig auf den Kopf stellen. Wie verrückt! Die Welt wird gerechter und die Lebensumstände gleicher. Da können wir schon mal vor Freude in die Luft springen und tanzen! 


Aber eigentlich geht es dabei doch nicht um uns, sondern um die Menschen, die nun endlich einen gerechten Lohn für ihre Arbeit erhalten. Etwas, was bei uns mehr oder weniger selbstverständlich und durch Politik und Gewerkschaften einigermaßen abgesichert ist. Tanzen und Springen sollten also die Produzenten! 

Hier bei der Fair Trade Marke von Cocobaträllert aber nicht der Mann mit dem roten Hut im Sonnenschein sein Ayyayaya coco jambo, sondern die schwarz-weißen Frauen in winterfesten Klamotten. Maximaler Kontrast zwischen den Personen, die sich doch durch den gerechten Handel eigentlich näher kommen sollten. Verstehe ich nicht.

Aber damit man mich nicht falsch versteht: an dem Inhalt des Produktes habe ich nichts auszusetzen, an der fairen Produktionsweise weiß Gott auch nichts. Aber solange das Marketing selbst in diesem kleinen Segment von Fair Trade Produkten auf diese recht stereotype Weise abläuft, wird sich an dem Machtgefälle zwischen den Gesellschaften auf der Welt wenig ändern. 

Süße Fair-Suchung oder Cookie-Monster?

Irgendwie scheint ALDI etwas missverstanden zu haben. Für das Fair-Trade Siegel „müssen die internationalen Fairtrade-Standards eingehalten werden, die weitreichende soziale, ökonomische und ökologische Aspekte abdecken. Darunter z. B. die Zahlung von Fairtrade-Mindestpreisen und der Fairtrade-Prämie, das Verbot von illegaler Kinderarbeit und die Einhaltung von Umweltschutzkriterien“. Kurz gesagt, es soll all das verhindert werden, was in der europäischen Kolonialzeit gang und gäbe war, nämlich andere Kulturen zu entdecken, erobern, zu besetzen und auszubeuten.

Diese Werbung hier versucht uns aber zu zeigen, dass beides gleichzeitig gehen soll. Entdecker-Expedition und Fairtrade! Dafür wird aus den fair gehandelten Cookies ein europäisch romantischer Berg gebastelt mit Tannenwäldchen, Eichhörnchen und Gipfelfähnchen. „Im Frühtau zu Berge wir ziehen, fallera!“ 

Klingt harmlos – aber den Mount Cook gibt es wirklich, mehrfach sogar. Besonders bekannt ist der aus Neuseeland. der nach dem britischen Entdecker James Cook benannt wurde, der – nebenbei erwähnt – für Großbritannien die Inseln eingenommen hat.

Nun sieht der neuseeländische Berg aber so gar nicht nach den Keksen aus und „süß“ ist er nun mal auch nicht. So dass sich schnell die Frage stellt, ob hier wirklich eine Landschaft assoziiert werden soll, oder doch nicht vielleicht eine „süße“ Person namens „Cookie“ mit der entsprechenden Hautfarbe erobert werden soll? Die Schokoladenkurven lassen da so einigen Interpretationsspielraum offen. Erinnert sich jemand an R. Kellys “Cookie”-Song?

„Mm like an Oreo/ I love to lick the middle like an Oreo/
Oreo, Oreo, like an Oreo/ I wanna bite it, and get inside it til I get you gone”

Und man will es kaum glauben, aber ALDI gewinnt mit solchen Produkten und Kampagnen sogar noch den Fairtrade Award