„Statt träumen selbst erleben“, so bewirbt ein großes Reiseunternehmen seine „abwechslungsreichen Kulturreisen“. Ganz gleich ob Südamerika oder Afrika, die Berge sehen in der Ferne immer schöner aus als daheim. Das zieht besonders zu dieser Jahreszeit, in der hier alles nur grau-in-grau erscheint. Zum Programm gehören auch die Traumpreise, die das Reiseunternehmen von den Interessierten allerdings nicht nur erträumt, sondern real abkassieren möchte. Aber das soll ja nicht mein Problem sein.
Interessanter ist doch, was die Veranstalter unter „Kultur“ verstehen und einem visuell unter die Nase reiben wollen. Das ist Landschaften, Tiere und fremd wirkende Menschen in bunten Klamotten. Die ihre Stoffe sogar noch selber weben – innig. leicht und tänzerisch sind sie da bei der Sache, wenn ich das richtig interpretiere.
Reisebusse und Flugzeuge, klimatisierte Hotels, geteerte Straßen und der Müll, den Touristen hinterlassen, sind anscheinend keine Kultur. Städte auch nur, wenn sie historisch und verfallen sind wie Machu Picchu.
Als Höhepunkte der Reise empfinde ich anhand dieser Bilder jedoch die Nähe zwischen kulturfremden Menschen und wilden Tieren. Man könnte beinahe sagen, sie entsprechen sich. Lachende Frauen mit geöffnetem Mund neben Löwen mit geöffneten Mund. Eine schweigend nachdenklich sitzende Frauengruppe neben einem Affen, der ebenso fragend in die Welt schaut. Die Unterschiede verwischen.
Und ich frage mich – mit Freud im Hinterkopf – auf welche Traumsymboliken hier zurückgegriffen werden soll. Die Wildheit der fremden Kulturmenschen oder die Fremdheit der wilden Tiere? Was steht hier für was?
„Atemberaubend“ nennt der Reiseveranstalter sein Angebot im Verlauf der Anzeige auch noch. Es verschlägt mir bei den Bildern schon den Atem.