Geheimnisvolles Deutschland

Wenn ich mit Studierenden die Themen Orientalismus und Exotismus behandele, zeige ich ihnen gerne zum Abschluss dieses Filmwerbeplakat, zu dem ich sage:
„Das habe ich von unser Partneruniversität aus Cape Coast in Ghana mitgebracht. So machen die dort Werbung für einen Dokumentarfilm über Deutschland. – Ist also Orientalismus wirklich nur ein westliches Phänomen oder gibt es den nicht überall auf der Welt?“

Ich bin immer wieder erstaunt darüber, dass die meisten Studierenden zwar über dieses Plakat schmunzeln, mir aber glauben, dass es so etwas in Ghana wirklich gibt. Der einzige Grund, warum ein Student mal stutzig wurde, war das Datum: 30. Februar. Dass in Afrika vergleichbar exotisierende Filme über Deutschland gezeigt werden wie bei uns über die wilde Seregenti, halten dagegen die meisten durchaus für möglich.

Das liegt natürlich daran, dass auch Deutsche zu Bildung von Stereotypen neigen und es recht leicht für mich war, entsprechende Fotos aus dem Netz zu ziehen. Die Art von Bildern sind meinen Studierenden also vertraut. Vielleicht trauen sie mir auch trotz meiner ironischen Kommentare zu bestimmten Themen hier und da so eine  Präsentation von Fake-News nicht zu?

Im Unterricht wird mir auf jeden Fall immer wieder deutlich, wie schwierig es ist, den Perspektivwechsel zu vermitteln. Die Millionen Geflüchteten weltweit machen sich ganz sicher nicht wegen solcher Fake-Filme auf den Weg nach Europa. Die erträumen sich bei uns etwas ganz anderes. Es ist durchaus schwierig – und keinesfalls lustig – zu vermitteln, warum es solche Filme über Deutschland in Afrika nicht gibt.

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