Archiv für den Monat: Februar 2020

Spaß am afrikanischen Trommeln?

„Afrikanischer Tanz und Trommeln – das ist für mich der Ausdruck von Lebenslust und pulsierender Lebensenergie“, meint die Trommel-Lehrerin Claudia Gärtner. „Frauenpower auf afrikanischen Trommeln“, versprechen die Matambas. Und „Frauenkultur, die verbindet“ mit Hilfe afrikanischer Trommelrhythmen preist Ellen Meyer auf ihrer Website an. Man könnte meinen, das afrikanische Trommeln ist gar kein Genre für einen Mann wie mich. Besonders nicht, wenn ich mir diese Werbeanzeige für einen „Happy Trommel Workshop“ betrachte. Da rückt eine der drei weiblichen Schülerinnen schon in den Fokus, während der schwarze Lehrer nur unscharf und abgeschnitten am rechten Bildrand posiert.

Was ist da nur geschehen? Als Andreas Meyer 1997 seinen grundlegenden Katalog zu „Afrikanische Trommeln – West- und Zentralafrika“ herausgab, verwies er nur am Rande bei einigen wenigen Trommeln darauf, dass diese ausnahmsweise auch von Frauen gespielt werden dürfen.

Es ist das eine, dass die Benutzer des Instruments beim Kulturtransfer von Afrika nach Europa mal so sang- und klanglos das Geschlecht wechseln. Vielleicht sind afrikanische Trommeln das Schlagwerk, das Frauen in diesen Breitengraden ohne Widerspruch spielen dürfen. Wenn sie schon kaum hinter dem Drumset von Bands oder als Paukistinnen im Orchester zu sehen sind. 

Das andere ist, dass all die deutschen Angebote zu Trommel-Workshops von „mitreißenden Trommelrhythmen“, dessen „Klang dem Herzschlag der Mutter gleicht“, oder von „Musik und ihrem rhythmischen Herzschlag“ sprechen. Viele Lehrerinnen und Lehrer verweisen auf ihre „Rhythmusreisen in Mali“ und verweisen deutlich auf ihre afrikanischen Lehrer , damit sie auch die Autorität besitzen, das Publikum „in die Welt Westafrikas eintauchen“ zu lassen. 

Aber ob genau das stattfinden wird, ist sehr zu bezweifeln. Trommeln in Westafrika – mal abgesehen von der Tatsache, dass in Deutschland eigentlich nur ein bestimmter Stil aus Mali angeboten wird – steht immer funktional in Verbindung mit sozialen Ereignissen und findet nie zum Selbstzweck statt, um mal super Spaß an mitreißenden Rhythmen zu haben. Darüber hinaus geht es hier dabei eigentlich nicht um das Spiel von Rhythmen, sondern darum, die Trommeln sprechen zu lassen. Da die meisten westafrikanischen Sprachen Tonsprachen sind, besitzen Trommelschläge immer auch eine sprachliche Bedeutung. Aber vom Lernen westafrikanischer Sprachen ist in keiner der Anzeigen die Rede. 

Wer weiß, was die hochgelobten afrikanischen Lehrer ihre Schülerinnen trommeln lassen? Vielleicht ist der Spaß auf deren Seite noch viel größer? 

Deutsche AfrikaBilder

Bei diesem Wetter den Sommer planen! Ich bin dabei und frage mich, welche der beliebten deutschen Afrika-Festivals ich dieses Jahr besuchen soll. Solche Veranstaltungen sind in den letzten Jahren ja immer beliebter geworden und sollten mich doch eigentlich ansprechen. Werfe ich mal einen Blick auf die Werbeplakate.

Schon oberflächlich erkenne ich: erdige Naturfarben sind eindeutig das Markenzeichen. Der Kontinent Afrika in seiner vollen Größe (allerdings ohne Madagaskar) muss auch meistens drauf sein. Ansonsten Tiere, Akazien, Musik, Tanz, Trommeln, Masken und Kinderprogramm. So einfach funktioniert das in der Werbung, ein kollektives Bild von einem ganzen Kontinent zu erzeugen. Wie zu sehen ist, sind an diesem Afrikabild nicht nur deutsche Organisatoren als Geldgeber beteiligt, sondern auch deutsch-afrikanische Vereine. Es geht eben für alle darum, mit einem stereotypen Bild Geld zu machen. 

Selbst Festivals mit einem geringeren Werbeetat wollen nicht auf die Verbindung von Afrika mit handgemachter traditioneller Musik und Tänzerinnen verzichten. Sehr viel mehr Phantasie und Neugierde wird von dem Publikum nicht erwartet.

Da ist es schon eine Besonderheit, wenn auch mal Werbung in Grüntönen für aktuelle afrikanische Musik vom Kontinent und der Diaspora gemacht wird. Dabei wird sogar eine Verbindung zwischen Deutschland und Afrika durch die Collage von Zechturm in der Ruhr mit Schattenakazie erzeugt. Und gerade zu gewagter Humor bietet ein verkleideter Schwarzer vor einem kleinen deutschen Gartenzwerg. Kann es auf dieser Ebene zu einem Austausch der Kulturen kommen?  

Das sind alles sehr interessante deutsche Afrikas – aber mit den Erfahrungen, die ich in verschiedenen afrikanischen Ländern gemacht habe, hat das erstaunlicherweise alles wenig zu tun.